Beinaheunfälle im Jahr 2011
(7 Zwischenfälle)
Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.
(bl) Emden (Niedersachsen). Bei der Autoverladung im Emder Hafen ist ein 35 Jahre alter Mann tödlich verunglückt. Der Mann war gegen 1.40 Uhr aus bislang ungeklärter Ursache mit einem Neuwagen über den Rand der Kaimauer im Außenhafen gefahren und mit dem Auto in die eiskalte Ems gestürzt und versunken. Während der Bergungsarbeiten geriet ein Taucher der Feuerwehr in Not. Nachdem die Kollegen an Land keine Luftblasen mehr sahen und auch den Funkkontakt verloren, zogen sie ihren Kollegen an der Sicherungsleine aus dem Wasser. An der Wasseroberfläche riss er sich dann sofort die Maske vom Kopf und schnappte hektisch nach Luft. Sein Vorrat an Pressluft war ausgegangen, ohne dass es rechtzeitig bemerkt wurde. Wieder an Land, versicherte der Taucher seinen Kollegen dann aber, dass es ihm gut ginge.
Quelle: Emder Zeitung
(bl) Krefeld (NRW). Als der erste Angriffstrupp über eine dreiteilige Steckleiter in das 1. OG einstieg, kam es zu einer Durchzündung. Der Trupp war erst wenige Sekunden im Gebäude und wollte gerade über Funk "Wasser Marsch" fordern. Das Feuer im Erdgeschoß breitete sich in diesem Moment über den Treppenraum aus und traf den Trupp. Im letzten Augenblick gelang der Rückzug über die Steckleiter. Beim Abstieg wurde der Trupp ein zweites mal mit Hitze konfrontiert, da die Flammen aus der Haustür schlugen. Die Kollegen entkamen nahezu unverletzt, trotz Feuerschutzhauben erlitten die Ohren leichte Rötungen und die Hitze schlug durch die Handschuhe an den Fingerspitzen durch. Die Schutzkleidung war erst wenige Wochen alt und bot einen guten Schutz. Aufgrund der Beflammung wurde das Kabel der Helmsprechgarnitur stark beschädigt, funktionierte jedoch noch. Die Atemschutzgeräte funktionierten ebenfalls einwandfrei.
Weitere Bilder finden Sie in der Westdeutschen Zeitung.
Quelle: Reiner Pylen, BF Krefeld
(tw) Eilsum (Niedersachsen). Gebäudebrand. Bei Eintreffen der ersten Kräfte wurde eine starke Rauchentwicklung in einer Dachgeschosswohnung festgestellt. Mehrere Trupps gingen unter Atemschutz zur Erkundung und Brandbekämpfung vor. Die Oberwohnung war vollständig verraucht. Eine starke Hitzeentwicklung erschwerte zusätzlich das Vorgehen der Atemschutzgeräteträger. Offenes Feuer konnte zunächst nicht entdeckt werden. Nachdem mehrere Fenster geöffnet wurden und ein Überdrucklüfter zum Einsatz kam, verbesserten sich die Sichtverhältnisse. Darauf konnte auch der Brand in einem Zimmer ausfindig gemacht und weitestgehend abgelöscht werden. Das Feuer hatte sich aber in Hohlräume der Decken und Wände gefressen und konnte zunächst nicht vollständig gelöscht werden. Daher hatte sich die Einsatzleitung entschieden, eine Drehleiter anzufordern. Als diese eintraf, musste der Innenangriff unterbrochen werden. Die Straße vor dem Gebäude war die einzige Zufahrt und Aufstellfläche für das Hubrettungsfahrzeug. Diese war jedoch durch mehrere Einsatzfahrzeuge blockiert. Erst nachdem diese Fahrzeuge umpositioniert wurden, konnte die Drehleiter in Stellung gebracht und der Innenangriff wieder aufgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch eine leichte und konstante Rauchentwicklung sichtbar. Während die Drehleiter ihre Einsatzbereitschaft herstellte, ging ein „frischer“ Trupp über die Treppe ins Dachgeschoss vor. Dies war zirka eine Stunde nach der ersten Alarmierung. Nur wenige Minuten danach nahm die Rauchentwicklung wieder zu. Ohne weitere deutliche Anzeichen (pulsierender Rauch, Verfärbung des Rauchs usw.) kam es zu einer Durchzündung im Dachgeschoss. Der Trupp befand sich in diesem Moment im Flur der Oberwohnung und sah wie sich der Rauch schlagartig entzündete. Da sich der Trupp in unmittelbarer Nähe zur Treppe befand, entschieden sich die zwei AGT für einen schnellen Rückzug über diese. Von außen war nur ein schlagartiger Stoß des Rauches aus zwei Fenstern sichtbar. An einem Fenster entzündete sich der austretende Rauch leicht. Nachdem der Trupp seinen Rückzug über Funk meldete, wurden zwei C-Rohre im Außenangriff vorgenommen. Der Trupp beendete nach dem Zwischenfall seinen Einsatz. Dank vollständig und korrekt angelegter Schutzkleidung blieben die zwei Feuerwehrmänner unverletzt.
Bericht mit Bildern
Quelle (Text und Bilder): Thomas Weege, Atemschutzunfaelle.eu
(hk) Scheibbs (Österreich). Bei der ersten Erkundung konnte eine starke Rauchentwicklung festgestellt werden, über das Dach eines Anbaus erreichten die Kameraden den Brandherd. Eine Fritteuse war aus bisher unbekannter Ursache in Brand geraten, die Küche und ein angrenzender Wohnraum wurden durch die Rußbildung stark in Mitleidenschaft gezogen. Bereits nach 10 Minuten konnte "Brand aus" gegeben werden, anschließend wurde das Gebäude druckbelüftet, um die gefährlichen Rauch- und Reizgase zu beseitigen. Leider kam es bei der Brandbekämpfung zu einem Zwischenfall, eine Feuerwehrkameradin brach durch ein Dachfenster in den darunterliegenden Lagerraum. Nach einem kurzen Check durch ein Rotkreuz-Team konnte aber Entwarnung gegeben werden, sie erlitt beim Absturz keine Verletzungen. Bevor die Feuerwehren wieder einrückten, wurde der Brandbereich vorsorglich mit einer Wärmebildkamera untersucht, um weitere Gefahren auszuschließen. Im Einsatz standen die Freiwilligen Feuerwehren Scheibbs und Neustift, die Polizei Scheibbs und das Rote Kreuz.
Quelle: FF Scheibbs und wax.at
(bl) Osnabrück (Niedersachsen). Bei einem Feuer in einer Chemiefabrik kam es zu einem unbemerkten Luftverlust durch eine undichte Überdruckmaske. Die Druckabfrage des Maschinisten machte den Angriffstrupp darauf aufmerksam, dass ein Kollege einen Restdruck von 170 bar, der andere jedoch nur noch 30 bar hatte. Die Restdruckwarneinrichtung wurde aufgrund firmeneigener, akustischer Warneinrichtungen nicht bemerkt! Aufgrund der kurzen Wegstrecke konnte der Trupp den Gefahrenbereich unverletzt verlassen. Vermutlich wurde die Maske nicht korrekt aufgesetzt.
Quelle: Feuerwehr Osnabrück
(bl) Osnabrück (Niedersachsen). Während der Löscharbeiten an einem landwirtschaftlichen Anwesen kam es zu einem Beinaheunfall. Ein Kollege wurde unter Atemschutz eingesetzt, um aus dem Korb der DLK das Dach abzudecken. Plötzlich ertönte für eine Sekunde die Restdruckwarneinrichtung. Die Luftzufuhr war daraufhin sofort abgeschnitten, weshalb sich der Kollege die Maske vom Gesicht riss. Er konnte den Leiterpark aber noch selbstständig aus dem verrauchten Bereich fahren und wurde nicht verletzt. Die Ursache konnte durch die Atemschutzwerkstatt nicht mehr geklärt werden, evtl. hat sich das Flaschenventil selbstständig geschlossen.
Quelle: Feuerwehr Osnabrück
(bl) Röthenbach a. d. Pegnitz (Bayern).
Lage: 2er - Trupp zu Nachlöscharbeiten im 1. UG in Lagerraum nach Kellerbrand. Dieser Trupp war mit selben PA’s als erstangreifender Trupp ca 1,5h zuvor im eigentlichen Brandraum eingesetzt. Durch das lange Zeit unentdeckte Feuer kam es zu einer starken thermischen Aufbereitung des Brandraumes: metallisches Regal verformt, Abplatzungen an der Betondecke. Nach ca. 10 Min. Einsatzdauer (bei den Nachlöscharbeiten) bemerkte der Truppführer Unregelmäßigkeiten mit seinem Lungenautomaten (LA96N, MSA). Erst musste „stärker“ angesaugt werden um den LA zu öffnen, dann blieb der LA geöffnet „hängen“ (Luftlieferung obwohl Einatemvorgang abgeschlossen war). Nach Betätigung des „Spülknopfes“ durch den Geräteträger funktionierte der LA wieder normal. Der Trupp brach daraufhin seinen Einsatz ab und begab sich sofort zurück in einen sicheren Bereich. Das betroffene Gerät wurde komplett separiert und dann vom Atemschutzgerätewart zusammen mit dem Kundendienst der Fa MSA Auer überprüft. Als Ursache wurde ein unzureichender Schmierfilm am „Servostößel“ im LA festgestellt. Ob dieser bereits vor dem Einsatz unzureichend war oder bei der Veratmung im 1.Einsatz (Brandbekämpfung bei hoher Temperatur) „aufgebraucht“ wurde konnte nicht abschließend geklärt werden. Bei einer
Veratmung des LA während der Prüfung 3 Wochen vor dem Einsatz traten keine auffälligen Werte auf.
Konsequenzen:
Kurzfristig: alle LA’s dieses Typs wurden auf diesen Mangel überprüft: keine Auffälligkeiten! Alle PA (komplett) welche im „Heisseinsatz“ waren werden sofort nach diesem gesperrt und erst nach Prüfung freigegeben. Mittelfristig: geplante Erneuerung der Atemschutzausrüstung bis Ende 2012 (unabhängig vom Vorfall). Mit dem neuem LA-Typ kann dieser Fehler bauartbedingt nicht mehr auftreten.
Quelle: Marco Garcia als betroffener Werkfeuerwehrmann Diehl-Metall, ehrenamtlicher Leiter Atemschutz THW Lauf