26. Januar 2007 - Bayern empfiehlt Überhosen

(ar) München - Der Bayerische Gemeindeunfallversicherungsverband (GUVV) empfiehlt mit Schreiben vom 26.1.07 in Abstimmung mit dem Bayer. Innenministerium und dem LFV Bayern die Einführung von Überhosen bei den Freiwilligen Feuerwehren Bayerns, soweit noch nicht geschehen. Mit der expliziten Empfehlung von Überhosen hat der GUVV Bayern eine wichtige Klarstellung in seinen Regelungen bezüglich Schutzkleidung für AGT geschaffen und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Sicherheit der AGT erhöht wird. Da pseudo-fachliche Argumente gegen Überhosen wie z.B. die Wärmefenster-Theorie bereits widerlegt wurden, können nun nur noch finanzielle Engpässe gegen die sofortige Anschaffung von verbesserter Schutzkleidung sprechen. Daher liegt es nun an den Verantwortlichen in den Feuerwehren, diese verbesserte Möglichkeit der Argumentation für bessere Schutzkleidung gegenüber den Gemeinden zu nutzen. Die Notwendigkeit, abgesehen von Vorgaben des GUVV, lässt sich fachlich sehr gut an vergangenen Unfällen und Beinaheunfällen darlegen (z.B. Langenhagen-Godshorn 2000, Bad Vilbel 2001, Iserlohn 2002, Osterstedt 2002, Bruchsal-Untergrombach 2002, Kelkheim 2003, Winterfeld 2004, Nideggen 2005, Wolfenbüttel 2006).

Auch die Mitverantwortung der Bürgermeister (in Vertretung für die Kommunen der &qout;Unternehmer" nach GUVV-Vorschriften) für adäquate Schutzausrüstung der Feuerwehr sollte im Rahmen derartiger Informationen nochmals deutlich gemacht werden. Denn auch und v.a. diesen sollte der Schutz ihrer FA am Herzen liegen. Eine Einführung von Überhosen kann bei mangelnden Finanzmitteln auch verteilt über mehrere Jahre von statten gehen. Dazu kann z.B. anfangs ein Pool aus Überhosen verschiedener Größen gebildet werden, aus dem sich im Einsatzfall die AGT bedienen. Dies stellt aber nur eine Übergangslösung dar, bis für alle AGT Überhosen beschafft wurden. In o.g. Mitteilung schreibt der GUVV, dass entsprechend § 12 (2) GUV-V C53 bei besonderen Gefahren spezielle persönliche Schutzausrüstung vorhanden sein muss, die in Art und Anzahl auf diese Gefahren abgestimmt sind. An der Informationsschrift des GUVV lässt sich auch erkennen, dass die einlagige Hose des Schutzanzuges "Bayern 2000" allein keine ausreichende Maßnahme darstellt, um den Gefährdungen bei der Brandbekämpfung mit erhöhter thermischer Belastung (also vornehmlich bei Innenangriffen und Realbrandausbildungen) wirksam zu begegnen. Nach Darstellung des GUVV ist für die Brandbekämpfung im Innenangriff eine "Über"-Jacke gem. DIN EN 469 Leistungsstufe 2 bzw. Bayern 2000 bzw. HuPF Teil 1 zu tragen. Ebenso ist das Tragen einer "Über"-hose empfohlen. Bei den Hosen ist in zwei Konzepte zu unterscheiden: Ein-Hosen-Konzept: Der AGT trägt im Brandeinsatz nur eine Hose gemäß DIN EN 469 Leistungsstufe 2 oder gem. HuPF Teil 4, Typ B.

Zwei-Hosen-Konzept: Der AGT trägt zum einen im Brandeinsatz eine einlagige Hose (gem. HuPF Teil 2 bzw. Bayern 2000). Zum anderen wird darüber eine Überhose nach HuPF Teil 4, Typ A getragen. Die Entscheidung für eines der o.g. Konzepte ist den Feuerwehren frei gestellt. In seinem Infoschreiben geht der GUVV auf die Problematik des Heatstress ein. Unter Heatstress versteht man die physiologische Belastung des Trägers von PSA durch diese, was zu Kreislaufproblemen, Temperaturanstieg und vorzeitiger Ermüdung führen kann. Der GUVV macht jedoch sehr deutlich, dass die Antwort auf diese Problematik, die in einer Umgebung bei normalen Temperaturen (v.a. im Sommer) unzweifelhaft gegeben ist, nicht der Verzicht auf entsprechende Schutzkleidung im Innenangriff ist. Viel mehr ist diese PSA tatsächlich nach Abwägung der Gefährdung (d.h. im Innenangriff und bei entsprechenden Übungen) zu tragen; z.B. beim Technischen Hilfeleistungseinsatz ist dies nicht nötig. Im Innenangriff stellt sich auch die Problematik der physiologischen Beanspruchung anders da als unter "normalen" Umgebungsbedingungen, da u.a. die Körperwärme unabhängig davon, welche Kleidung getragen wird, gar nicht an die Umgebung abgegeben werden kann, da die Umgebungstemperaturen viel zu hoch sind für einen solchen Wärmeaustausch.