Trainerfortbildung in der Schweiz: PAFARI - Mentale Stärke im Einsatz
(tku) Zürich (Schweiz). Konzentration, Körperkontrolle und Stressmanagement – für Einsatz- und Führungskräfte der Feuerwehr ist das essenziell, um unter hoher mentaler und körperlicher Belastung fokussiert und risikominimierend entscheiden und arbeiten zu können. Denken und Handeln auch in Stresssituationen zu kontrollieren, den Geist zu fokussieren und beispielsweise den Luftverbrauch im Atemschutzeinsatz auch unter hoher körperlicher oder emotionaler Belastung deutlich zu reduzieren, kann für den Einsatzerfolg entscheidend, teils sogar überlebenswichtig sein.
Wie sich diese Selbstkontrolle erreichen lässt, hat ein Team der Informations- und Trainingsplattform Atemschutzunfaelle.eu im Februar 2023 im Rahmen eines Seminars an der Höheren Fachschule für Rettungsberufe (HFRB) in Zürich trainiert. Dabei hatte das Team Gelegenheit, im Rahmen eines Austauschprogramms am Training „PAFARI - Mentale Stärke im Einsatz“ teilzunehmen, bei dem speziell das Stressmanagement von Einsatzkräften unter hoher mentaler Belastung trainiert wird.
Der Kontakt zur HFRB entstand durch zwei Berufsfeuerwehrmänner von Schutz & Rettung Zürich, die sich sowohl im Team Atemschutzunfaelle.eu als auch als PAFARI-Trainer engagieren. Neben mehreren Schweizer Dozenten, die an der HFRB hauptberuflich oder freiberuflich tätig sind, nahmen österreichische und deutsche Trainer von Atemschutzunfaelle.eu, Lehrkräfte der Feuerwehrschule Osnabrück sowie Trainer von GUARDIAN Feuerwehrtraining an dem zweitägigen Intensivtraining teil.
Das Kursformat PAFARI wurde von einem ehemaligen Pariser Berufsfeuerwehrmann konzeptioniert, der dabei unter anderem auf Erkenntnissen der französischen Armee aufbaut. Im deutschsprachigen Raum wird dieses mentale Training bisher nur in der Schweiz angeboten. Die Höhere Fachschule für Rettungsberufe von Schutz & Rettung Zürich ließ sich gemäß PAFARI ® by Mephytec zertifizieren und hat in den vergangenen zwei Jahren mehrere Kurse für interne und externe Einsatzkräfte durchgeführt – bisher ausschließlich mit positiver Rückmeldungen von den Teilnehmern.
Zielgerichtetes Stressmanagement ist im Feuerwehrdienst essenziell, spielt in der Ausbildung jedoch bisher eher eine untergeordnete Rolle. Jeder Feuerwehrangehörige sollte sämtliche Stressfaktoren auf ein Minimum reduzieren, um im der Belastungssituation des Einsatzes möglichst fokussiert und effizient handeln zu können. So muss die Schutzausrüstung auch unter Druck routiniert, schnell und fehlerfrei angelegt werden, die technische Ausrüstung muss auch unter Stress gefunden, sowie sicher bedient werden können. Durch Standards und drillmäßige Trainings sitzen die Handgriffe besser, dennoch kommen zahlreiche Stressfaktoren hinzu.
Insbesondere in Gefahrenbereichen, beispielsweise im Atemschutzeinsatz, ist es deshalb äußerst wichtig, den Stresslevel niedrig zu halten. Denn unter Stress kommt es nicht bloß zu einem deutlich höheren Atemluftverbrauch. Auch das Risiko Fehler zu machen, steigt enorm. Ziel für die Einsatzkräfte muss daher sein, den Stresslevel immer wieder zu senken, um den Einsatz so sicher wie möglich abarbeiten zu können. Dafür steht auch das Prinzip, auf das sich Führungs- und Einsatzkräfte immer wieder besinnen sollen:
Stehe still und sammle Dich! Aber wie?
Im zweitägigen Training erarbeiten Trainer und Teilnehmer daher Auslöser von Stressfaktoren. Zudem üben die Rettungskräfte verschiedene Atemtechniken ein, mit deren Hilfe, Körper und Geist auf Belastungen vorbereitet werden, Konzentration konserviert oder auch Stresszustände kompensiert werden können. Als pädagogisches Werkzeug dient eine portable Box vom Format einer kompakten Küchenzeile, in der sich flexibel justierbare Hindernisse kombinieren lassen und die nicht grundlos „Das Biest“ genannt wird.
In verschiedenen Schwierigkeitsstufen tastet sich im Training jeder Teilnehmer individuell an seine Grenzen heran und gerät dabei in körperliche und mentale Stresszustände. Mithilfe der trainierten Atemtechniken gelingt es den Teilnehmenden im Laufe der zwei Tage immer besser, sich auf die Hindernisse einzustellen und Strategien zu entwickeln, wie sie diese sowohl mental als auch technisch bewältigen können. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf der mentalen Einsatzvorbereitung.
Im Unterschied zu vermeintlich ähnlichen Ausbildungskonzepten in beengten Trainingsumgebungen gibt es bei Pafari keinen Wettkampfcharakter, sondern der Fokus des Trainings liegt allein auf der Stärkung der individuellen Einsatzkompetenzen. Mit den erlernten Techniken und Methoden lernen die Rettungskräfte, die eigenen Ressourcen in Extremsituationen zielgerichteter einzusetzen.
Zusätzlich zum Pafari-Training diskutierten und trainierten die Teams in Zürich zudem im Rahmen des fachlichen Austauschs auch die Rettung von Personen aus engen Räumen und durch Fenster. In einem weiteren Workshop optimierten Trainer und Teilnehmer zudem die Rehabilitation nach und während hoher körperlicher Belastung. Auch hier zeigte sich, dass und wie Einsatzkräfte mithilfe einer verbesserten Atemtechnik den Luftverbrauch in der Erholungszeit halbieren können.
Freiräume zwischen den physisch und psychisch fordernden Workshops nutzten Gastgeber und Gäste für den allgemeinen Austausch. Unter anderem konnten die Teilnehmer das Übungsgelände der HFRB mit seinen mehrgeschossigen Gebäuden (holz- und gasbefeuert), Trainingsräume für die Atemschutzausbildung, eine Übungsanlage für die Höhenretter besichtigen, bekamen Einblick in der Fahrzeugpark der Schule und die Logistikabteilung der Schule und konnten zudem die Ausrüstung für den Einsatz von „Augmented Reality“ zur Simulation von Einsatzszenarien für die Führungsausbildung ausprobieren.