Kongress LIVE 2007 in Friedberg (D)

Unser Rückblick

Blick in den Saal Friedberg (Hessen). Unter dem Titel "Atemschutzunfaelle.eu – LIVE" veranstaltete das Team von atemschutzunfaelle.eu am 17.03.2007 zum ersten Mal in der 11-jährigen Geschichte des Teams einen eigenen Kongress. Das Thema war "Atemschutzunfälle – Ursachen und Lehren". Veranstaltungsort war die Turnhalle des TSV Friedberg Fauerbach.

Das Team befasst sich seit 1996 mit der Erfassung und Dokumentation von Atemschutzunfällen in Deutschland und dem Ausland. Das Team ist mittlerweile auf 13 Mitarbeiter angewachsen und besteht aus Feuerwehrangehörigen aus Deutschland, Luxemburg und Belgien. Logistisch unterstützt wurde das Team bei der Veranstaltung von der Freiwilligen Feuerwehr Friedberg. Hinter den Kulissen wurde von dieser eingespielten Truppe dafür gesorgt, dass die Gäste und Referenten vom Bahnhof zum Veranstaltungsort kamen und die Verpflegung stimmte.

Björn Lüssenheide Eröffnet wurde die Veranstaltung von Björn Lüssenheide, dem Begründer und Hauptverantwortlichen der Homepage www.atemschutzunfaelle.eu (Damals noch www.atemschutzunfaelle.de). Er referierte über die verschiedenen Unfallursachen, die im Laufe der Jahre erfasst werden konnten und stellte Vergleiche mit Unfällen im Ausland an. Eine der zentralen Fragen, die er in seinem Vortrag stellte, war "Lernen wir wirklich von anderen?". Die Vorbereitung dieses Vortrags erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Dr. Koen Desmet, Offizier der Berufsfeuerwehr Antwerpen.

Dave Downey und Adrian Ridder Es folgte Dave Downey von der Berufsfeuerwehr Miami Dade (Miami-Dade Fire Rescue). Chief Downey schilderte den Hergang eines Unfalls bei einer Schiffsbrandübung. Bei dieser Realbrandübung kam es durch eine Anhäufung vieler Fehler zu einem tragischen Unglück, bei dem ein Feuerwehrangehöriger sein Leben verlor. Besonders beeindruckend an seinen Schilderungen war, dass Probleme ohne Umschweife angesprochen wurden. Auf eine imponierend ehrliche Art zeigte er jedes einzelne Problem, sowie die daraus getroffenen Konsequenzen auf. Zum Abschluss seines Vortrages appellierte er an das Plenum, auch Vorfälle in den eigenen Reihen sachlich und ehrlich aufzuklären und anderen die Chance zu geben, daraus zu lernen. Übersetzt wurde Chief Downey von Adrian Ridder, einem Mitglied von atemschutzunfaelle.eu.

Jan Südmersen von der Berufsfeuerwehr Osnabrück befasste sich in seinem ersten Vortrag mit der Definition verschiedener Durchzündungsphänomene. Er machte deutlich, dass Durchzündungsphänomene sehr vielschichtig in ihren Ursachen und Wirkungen sind. Die Erkennung derselben ist für den Feuerwehrangehörigen unter Umständen lebenswichtig.

Rune Eriksson Der zweite ausländische Referent neben Chief Downey war Rune Eriksson vom Räddningsverket Skövde, eine der schwedischen Feuerwehrschulen. Schweden hat 18.000 Feuerwehrangehörige, die alle zentral an den 4 staatlichen Schulen ausgebildet werden. Rune Eriksson schildete die taktischen Vorgehensweisen in Schweden, sowie die Art und Weise, wie diese geschult werden. Es wurde deutlich, dass in Schweden ein Vielfaches an Ausbildungszeiten in Brandbekämpfungstechniken, aber auch standardisiertes taktisches Vorgehen aufgewandt wird, als das in Deutschland der Fall ist.

Guido Volkmar Guido Volkmar von der Feuerwehrschule Düsseldorf stellte das dort gelebte vierstufige Ausbildungskonzept für Atemschutzgeräteträger dar. Während vielerorts die Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern mit dem erfolgreichen Bewältigen der Atemschutzübungstrecke bereits als beendet angesehen wird, durchlaufen Atemschutzgeräteträger in Düsseldorf vier Stufen, bis sie vollwertige Geräteträger sind. Die Ausbildung dort beginnt mit der Standardausbildung in der Übungsstrecke. Darauf wird in gasbetriebenen Anlagen, einem feststoffbetriebenen Brandhaus und einer Rauchgasdurchzündungsanlage aufgebaut. Neben den Ausbildungsmöglichkeiten gab Volkmar auch Einblicke in Detaillösungen bei der Atemschutzausbildung und zeigte beispielsweise auf, wie mit einfachen Mitteln Übungsgeräte von Einsatzgeräten unterscheidbar gemacht werden können.

Jan Südmersen In seinem zweiten Vortrag befasste sich Brandamtmann Jan Südmersen mit der Bekämpfung von Durchzündungsphänomenen. Gespickt mit einem Schuss Ironie und Witz stellte er Erkennungsmöglichkeiten für die verschiedenen Phänomene dar und gab Anregungen, wie mit diesen umzugehen ist. Kritik an gängigen Vorgehensweise, wie sie regelmäßig auf Bildern zu sehen sind, gab es allerdings auch. Der Vortrag zeigte deutlich auf, dass es in dieser Hinsicht noch vieles zu tun gibt, der Umgang mit Durchzündungsphänomenen aber nicht unmöglich ist, wenn auf eine entsprechende Ausbildung geachtet wird. Die Ausbildung von Führungskräften und "normalen" Feuerwehrangehörigen ist in dieser Hinsicht unumgänglich und muss weiter ausgebaut werden.

Dieter Schmidt "Fitness im Feuerwehrdienst" ist das Spezialgebiet von Dieter Schmidt, dem Leiter der Werkfeuerwehr Bosch in Stuttgart. Er hat bei seiner Werkfeuerwehr ein System etabliert, das den Fitnessgrad seiner Feuerwehrangehörigen mittels der maximalen Sauerstoffaufnahme ( VO2max) ermittelt und auch entsprechende Trainingspläne ermittelt. Der Wert "VO2max" zeigt die Ausprägung der maximal möglichen Sauerstoffaufnahme an und gibt daher Aufschluss über die Ausdauer des Menschen. Mittels einiger Diagramme und Forschungsergebnissen aus den USA gab er den Zuhörern einen Einblick in die wissenschaftliche Betrachtung von Fitness im Feuerwehrdienst. Er appellierte an das Plenum, diese Thematik mit hoher Priorität zu betrachten, da die Umstände der heutigen Zeit mehr Fitness denn je erfordern, im Gegensatz dazu aber der landläufige Lebensstil dieser eher entgegenwirkt.

Ulrich Cimolino Abschließend spannte Ulrich Cimolino (Berufsfeuerwehr Düsseldorf) einen Bogen über die Thematik "Die (möglichst) sichere Einsatztaktik". Von Kommunikationskonzepten über sinnvolle und wenig sinnvolle Ausstattung bis hin zur Darstellung der Notwendigkeit einer Einsatzstellenorganisation wurden viele Themen erläutert und die Zuschauer zum Nachdenken und reflektieren der eigenen Einstellung und Vorgehensweisen angeregt.

Dietmar Kuhn Die Moderation des Kongresses übernahm unser Mitarbeiter Dietmar Kuhn.

In einem Nebentrakt der Halle sowie auf dem Freigelände stellten Firmen und ideelle Aussteller aus dem Themenbereich "Atemschutz" sich bzw. ihre Produkte vor. Auch deren Stände fanden regen Andrang und es ergaben sich viele interessante Fachgespräche.

Die Veranstaltung war mit 290 Teilnehmern von Freiwilligen Feuerwehren, Berufsfeuerwehren, Werkfeuerwehren, der Gewerkschaft ver.di und Landesfeuerwehrschulen restlos ausgebucht, was zeigt, dass die Thematik und der Informationsbedarf hierzu aktueller denn je ist. Das Teilnehmerfeld setzte sich aus ganz Deutschland (von Schleswig – Holstein bis Bayern), sowie dem benachbarten Ausland (Österreich und Luxemburg) zusammen.

Stände von MSA Auer, Bullard und rescuetec im Ausstellungsraum Andrang im Ausstellungsraum an den Ständen von Bullard, rescuetec und Atemschutz.org Stände von Atemschutz.org, WF Bosch und Tempest im Ausstellungsraum Flammen aus dem GFT-Anhänger Nebel am Stand Haagen auf dem Außengelände Brandsimulationsanhänger von GFT auf dem Außengelände Stand Haagen auf dem Außengelände Andrang an den Ständen von Dräger und Scott Andrang im Ausstellungsraum vor dem Stand von Scott

Fotos: Sven Motz und Christian Wentzel (www.creativ-feuer.de)

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