Ausbildung in Dänemark

Feuerwehr Frederikshavn - Nordjysk Brandskole

Die hier veröffentlichten Bilder und Erläuterungen geben lediglich einen kleinen Blick in das dänische System.

Stand: 15. Oktober 2005


Feuerwehrsystem Dänemark

(dk) Als Teilnehmer eines Lehrgangs "Brandbekämpfung und Atemschutzeinsatz" hatte ich im August 2005 die Möglichkeit die Feuerwehrschule Nordjydsk Brandskole näher kennen zu lernen. Der folgende Erfahrungsbericht soll eine kurze Übersicht über die Ausbildung in Dänemark geben. Die Schule wird von der Feuerwehr Frederikshavn betrieben und befindet sich zusammen mit der Havarieschule der Dänischen Marine ca. 20 km außerhalb der Stadt. Frederikshavn liegt im Norden Dänemarks und hat ca. 34.500 Einwohner . Die Feuerwehr besteht aus 7 hauptamtlichen Kräften, 24 Teilzeitkräften und 30 Freiwilligen. Die Teilzeitkräfte werden monatlich mit 800 bis 1000 € entschädigt und müssen eine bestimmte Anzahl von Dienststunden ableisten. Lageabhängig werden diese zur Wachbesetzung oder als Nachrücker alarmiert. Zusätzlich kann auf Freiwillige zurückgegriffen werden. Während der Ferien- bzw. Urlaubszeit kommen die Freiwilligen auch als Vertretung der hauptamtlichen Kräfte zum Einsatz.

Darüber hinaus kooperiert man mit den umliegenden Feuerwehren anderer Städte. Zum 1. Januar 2007 führte eine Kommunalreform die Stadt Frederikshavn mit Skagen und Saeby zusammen. Die Einwohnerzahl liegt seither bei ca. 63.000 Einwohnern. Insgesamt sind jährlich 140 bis 150 Einsätze zu leisten. Die Durchführung des Rettungsdienstes wird auf Landkreisebene organisiert. Leistungsbringer ist FALCK.

Da der Betrieb der Schule Einnahmen bringt, liegen die jährlichen Pro-Kopf-Kosten für die Feuerwehr in Frederikshavn bei ca. 13,50€. In anderen Kommunen liegen die Kosten bei ca. 35 €.

Luftbild des Schulgeländes Realbrandausbildung auf dem Außengelände

Die Schule dient der Ausbildung kommunaler Einsatzkräfte und Löschmannschaften von Fährschiffen. Jährlich werden 800 bis 1000 Personen ausgebildet. Das Trainingszentrum verfügt über verschiedene Gebäude für Realbrandausbildung, einen Schiffsnachbau, verschiedene Rauchdurchzündungsanlagen und Übungscontainer. Ein redundant ausgeführtes Pumpensystem stellt einen Hydrantendruck von 8 bar sicher. Zur üblichen Infrastruktur wie Lehrräumen und Sozialgebäuden ist weiterhin eine Kläranlage vorhanden. Diese dient als Vorstufe zur Reinigung des Abwassers bevor dieses in das öffentliche Abwassernetz geleitet wird.

Den Lehrgangsteilnehmern wird die vollständige PSA, Funktionsunterkleidung sowie Atemschutzgerät zur Verfügung gestellt. Pausenverpflegung und Bereitstellung von alkoholfreien Getränken sind natürlich inklusive.

Ablauf des Lehrgangs Brandbekämpfung/Atemschutzeinsatz

1. Tag, Gewöhnungsübungen, Brandbekämpfung

Gewöhnungsbung in einer Atemschutzübungsanlage. Diese hat auf mehreren Ebenen eine Streckenlänge von ca. 110 Metern. Ausbildungsziel: richtiges Vorgehen bei Nullsicht, Verhalten/Bewegen in engen Räumen. Die Abfolge und der Schwierigkeitsgrad der Hindernisse wurden von allen Teilnehmern als deutlich schwieriger als gewohnt bezeichnet.

Treppe im Übungsbereich Außenansicht der Brandcontainer

Danach Wärmegewöhnung in einem der Räume des Schiffsnachbaus.
Ausbildunsziele: Kennenlernen der Wärmeverteilung im Brandraum, Umgang mit Sichtbehinderung durch Rauch, Grenzen der PSA.

Im Schiffsnachbau waren mehrere Brände der Klasse A und B in verschiedenen Kabinen, bzw. Lagerräumen und dem Autodeck zu bekämpfen. Als Brennstoffe wurden Holz und Petroleum verwendet. Vor Übungsbeginn wurden die Trupps anhand eines Objektplanes eingewiesen. Grundsätzlich war eine Leitung mit "Wasser am Rohr" mitzuführen, auch wenn einige der Brände mit einem Feuerlöscher bekämpft wurden. Der Abstieg über 2 Decks bis zu den Brandstellen im unteren Deck stellte eine große Belastung dar, da man der Hitze entgegen stieg. Die Sicht war durch den schwarzen Rauch nahezu Null. Im unteren Deck waren mehrere Feststoff- und Flüssigkeitsbrände zu bekämpfen. Zur Sicherheit der Teilnehmer und späteren Leistungsbewertung befanden sich ständig Ausbilder in unmittelbarer Nähe des übenden Trupps.

Trupp bei der Brandbekämpfung im Innenangriff PKW-Brand

2.Tag, Brandbekämpfung / Suche und Rettung /Taktische Ventilation

Grundlagen der Verbrennung/Brandverlauf in geschlossenen Räumen.
Mit dem "Aquarium" werden Begriffe wie UEG und OEG anschaulich erläutert.

Durchzündung im Aquarium Stichflamme aus dem Aquarium

Die richtige Taktik im Sucheinsatz sowie das Anwenden verschiedener Ventilationstechniken sind Hauptbestandteil der ersten Einsatzübung in einem Gebäude. Im Erdgeschoss wird eine Person vermisst, mehrere Räume brennen. Der vorgehende Trupp sichert die Brandstellen entweder durch Schließen der Tür zum Brandraum oder Durchführung der Brandbekämpfung. In Absprache mit der Führungskraft wird Rauchabzug durchgeführt. Besonders effektiv war dabei die hydraulische Ventilation mit dem Hohlstrahlrohr.

Außenansicht eines Übungsgebäudes Trupp geht in ein Übungsgebäude vor

Weitere Übungen wurden in zwei Containeranlagen durchgeführt.

1. Standardcontainer /Rauchdurchzündungsanlage (RDA)

Die RDA wird zunächst zum Beobachten des Brandverlaufs verwendet. Ist der Brand weitgehend entwickelt, üben die Trupps das richtige Vorgehen bei Bränden in geschlossenen Räumen. Rauchgaskühlung, Erkennen und Blocken einer Durchzündung sind hier die Ausbildungsinhalte. Die Übung wird pro Trupp zweimal durchgeführt.

Entstehungsbrand in der Übungsanlage Trupp vor entwickeltem Brand in der Übungsanlage

2. Offensivcontainer

Im Gegensatz zur Standard RDA hat dieser Container keinen erhöhten Brandraum. Nach einer gewissen Branddauer kann die Anlage aufgrund der herrschenden Temperaturen nicht betreten werden. Ein Aufnehmen der Brandbekämpfung ist unmöglich. Durch die Ausbilder wird die Auswirkung eines Lüftereinsatzes ohne Abluftöffnung demonstriert. Es kommt zur Ausweitung des Brandes, Flammen verlassen den Raum durch die Zulftöffnung. Nach Schaffen einer Abluftöffnung ziehen Rauch und Wärme ab, der Trupp kann vorgehen. Trotz des Lüftereinsatzes ist die Gefahr einer Durchzündung nicht vollständig gebannt, so dass auch hier wie bei der Standard RDA vorgegangen wird.

Trupps vor dem befeuerten Übungsgebäude Übung Überdruckbelüftung

3.Tag, Bekämpfung von ausgedehnten Bränden der Klassen A und B

Den Abschluss bildete die Bekämpfung von ausgedehnten Bränden im Maschinenraum, dem Lagerraum sowie dem Autodeck des Schiffnachbaus. Es wurden jeweils 2 Trupps eingesetzt, welche zunächst über zwei Decks zum Unterdeck absteigen mussten. Die Brandbekämpfung konnte erst aufgenommen werden, als der letzte Trupp vor Ort war, da dieser sonst durch die Wasserdampfbildung massiv gefährdet gewesen wäre. Die Abstimmung zwischen den Trupps war besonders wichtig um sich gegenseitig abzusichern. Ausbildungsziel war hierbei das koordinierte Vorgehen von Trupps, richtige Löschtechnik bei verschieden Brandklassen und das richtige Reagieren auf geänderte Gefahrenlagen. Auch diese Übung wurde zweimal durchgeführt.

Beurteilung des Lehrgangs

Innerhalb von 3 Tagen war eine enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit der Lehrgangsteilnehmer festzustellen. Die Belastungen des Einzelnen waren durch hohe Temperaturen, nahezu Nullsicht und Einstiege/Abstiege in beengte Räumlichkeiten sehr hoch. Nur mit einer guten Koordination innerhalb und zwischen den Trupps waren die Aufgaben zu bewältigen.

Erfahrene Ausbilder, welche sich permanent in der Nähe der übenden Trupps aufhielten, sorgten für die nötige Sicherheit. Die Übungsanlagen sind mit Notausgängen versehen. Sämtliche Räume sind mit Fenstern und teilweise Fluchttüren ausgestattet. Bei diszipliniertem Vorgehen kann eine unnötige Gefährdung vermieden werden.

Ausbildung der Røgdykker (Rauchtaucher)

Noch ein paar Fakten zur Ausbildung der Rauchtaucher, wie die Dänen ihre Atemschutzgeräteträger bezeichnen.

Die Grundausbildung dauert 185 Stunden und beinhaltet auch eine erweiterte Ausbildung in Erster Hilfe (Anwendung AED). Die jährliche Fortbildung für Atemschutzgeräteträger ist mit 24 Stunden angesetzt. Innerhalb von 5 Jahren sind zwei Durchgänge in Brandbungscontainern vorgesehen. Die Feuerwehr Frederikshavn kann aufgrund des vorhandenen Trainingzentrums ihren Einsatzkräften jährlich die Teilnahme an einer Realbrandausbildung anbieten.

Bildnachweis: ITU Fire & Rescue Team und Verfasser (dk)