Unfälle in Österreich im Jahr 2002

(3 verletzte FA)

Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.


- Tischlereibrand - ein verletzter FA nach Einsturz

Atemschutztrupps Rettung des Verletzten Versorgung des Verletzten (bl) Lustenau (Österreich). Tischlereibrand, Feuerwehrmann eingeklemmt. Bei den Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann (Mitglied des Atemschutztrupps der FF Lustenau) beim Einsatz im Objekt von herabstürzenden Deckenteilen getroffen und konnte erst nach ca. 20 Minuten gerettet werden. Er erlitt schwere Verbrennungen an Armen und Beinen sowie im Halsbereich und wurde nach Erstversorgung durch den Notarzt schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Zwischenzeitlich ist der Wehrmann, bis auf große Transplantationsnarben an den Beinen, wieder vollständig genesen.

Quelle: ORF und www.feuerwehr.lustenau.at

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des ORF ON Vorarlberg und der Feuerwehr Lustenau

Nachtrag

Nach dem Unfall wurde die Ausrüstung der Feuerwehr Lustenau weiter verbessert. Es wurden neue Atemschutzgeräte mit 9l-Kunststoffflaschen und ein Atemschutzüberwachungssystem eingeführt. An jedem Atemschutzgerät befindet sich inzwischen ein Notsignalgeber. Mittelfristig soll für jedes Atemschutzgerät ein Funkgerät beschafft werden. Derzeit ist leider nur ein Funkgerät pro Atemschutztrupp vorhanden (vgl. Rubrik Ausrüstung - Sprechfunk).

In der Ausbildung gab es kaum Änderungen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre mit zahlreichen praktischen Übungen und einem mehrtägigen Kurs an der Landesfeuerwehrschule. Erst dann werden die "Frischlinge&qout; zusammen mit erfahrenen Geräteträgern im Einsatzgeschehen eingebunden.

Februar 2002 - Zimmerbrand - Backdraft

(bl) Wien (A). Einsatz Nr. 9327. In einer im Erdgeschoss gelegenen Wohnung in der Maroltingergasse kommt es vermutlich durch Unachtsamkeit mit einer Zigarette zum Brand einer Schaumstoffmatratze. Der Wohnungsinhaber wirft die glosende Matratze zu einigen Kleidungsstücken in die Badewanne und verlässt die Wohnung. So kann sich der Glimmbrand weiter entwickeln bis eine Wohnpartei die Feuerwehr alarmiert.

Beim Eintreffen sehen sich die Einsatzkräfte zunächst mit einer Standardsituation konfrontiert. Zwei Feuerwehrbeamte rüsten sich mit Atemschutzgeräten aus und sind vor der noch geschlossenen Wohnungstüre damit beschäftigt, die Masken anzuschließen.

Skizze der Brandwohnung Plötzlich kommt es im Wohnungsinneren zu einer heftigen Verpuffung. Die Druckwelle ist so stark, dass die Eingangstüre zerstört wird. Die beiden Feuerwehrmänner werden gegen die gegenüber liegende Tür 4 (siehe Skizze) geschleudert und verlieren ihre Atemschutzmasken. Sie flüchten in den zweiten Halbstock, wo sie aus dem offenen Stiegenhausfenster um Hilfe rufen. Die Kollegen werfen ihnen neue Masken zu, gleichzeitig marschiert der Rettungstrupp ein, um die Verletzten in Sicherheit zu bringen. Im Freien werden die beiden Männer vom Rettungsdienst übernommen und erstversorgt. Beide erleiden eine Rauchgasvergiftung, bei einem Kollegen muss eine vier Zentimeter lange Rissquetschwunde genäht werden. Unmittelbar nach der Verpuffung wird vom Einsatzleiter BR Gerhard Pober, der seitlich der Türe stand und dadurch von der Druckwelle nicht erfasst wurde, Alarmstufe zwei ausgelöst. Der Brand kann mit einem Rohr unter Atemschutz rasch gelöscht werden. Die umliegenden Wohnungen werden kontrolliert, wobei eine Person (Tür 2) mit einer Fluchtfiltermaske in Sicherheit gebracht werden muss.

Von der Brandursachenermittlungsgruppe wird später der Brandverlauf rückverfolgt. Da in der Nähe der Badewanne keine weiteren brennbaren Stoffe vorhanden waren, konnte sich der Brand nicht weiter ausbreiten und die Schaumstoffmatratze verbrannte zur Gänze. Aufgrund der geringen Größe des Badezimmers, die Türe war geschlossen, kam es zu einem Schwelbrand unter Sauerstoffmangel. Dabei entstehen brennbare Gase, die sich normalerweise beim Bersten eines Fensters oder Öffnen der Türe entzünden und zu einer Verpuffung führen können. Woher in diesem Fall die rasche Sauerstoffzufuhr stammte, konnte nicht festgestellt werden, auch Brandbeschleuniger konnten nicht nachgewiesen werden. Das Durchzünden von Schwelgasen, in Fachkreisen auch "Backdraft" genannt, kommt bei Brandbekämpfungen öfter vor. Diese Verpuffung war trotz der relativ geringen Brennstoffmenge sehr heftig, auch die Druckausbreitung verlief nicht typisch. Eine weitere Besonderheit stellte das laute Grollen dar, welches kurz zuvor deutlich wahrgenommen werden konnte. Dieses Phänomen dürfte durch die Luftnachströmung verursacht worden sein.

Quelle: FIREFIGHTER - Das Online-Magazin der Wiener Berufsfeuerwehr